Alles was Du über Liquidität wissen musst
Jedes Unternehmen muss sich monatlich mit regelmäßigen sowie einmaligen Zahlungen auseinandersetzen. Darunter fallen Gehälter, Mieten, Steuerabgaben, Versicherungsbeiträge und Kreditzahlungen sowie Reparaturen, Anschaffungskosten und Marketingausgaben. Diese Kosten müssen entweder sofort oder innerhalb eines Zahlungsziels beglichen werden. Gehälter werden meist zum Ende des Monats ausgezahlt, Steuern und Kreditzahlungen monatlich oder in bestimmten Intervallen. Dies kann an einzelnen Zeitpunkten zu einer hohen finanziellen Belastung führen.
Was bedeutet Liquidität?
Liquidität ist die Fähigkeit eines Unternehmens, seinen Zahlungsverpflichtungen innerhalb einerbestimmten Zeitspanne nachzukommen. Ist ein Unternehmen liquide, verfügt es über
ausreichende Mittel, um seinen Zahlungsverpflichtungen für Gehälter, Mieten, Nebenkosten und sonstige Leistungen nachzukommen. Dabei kann es auf Bankguthaben und Kassenbestände zurückgreifen. Sobald ein Unternehmen langfristig nicht mehr in der Lage ist, diesen Verpflichtungen nachzukommen und dies auch kurzfristig nicht ändern kann, wird es
zahlungsunfähig und es droht die Insolvenz.
Liquidität vs. Cashflow
Wenn man sich mit dem Thema Liquidität beschäftigt, stolpert man auch immer wieder über den Ausdruck Cashflow. Fälschlicherweise werden diese Begriffe oft synonym verwendet, obwohl sie zwei sehr verschiedene Dinge beschreiben. Während die Liquidität eine Aussage über die Verfügbarkeit der liquiden Mittel zu einem bestimmten Zeitpunkt trifft, misst der Cashflow Veränderungen über einen Zeitraum hinweg durch den Vergleich von Geldzu- und abflüsse. Wir fokussieren uns in diesem Artikel auf das Thema Liquidität.
Warum ist es wichtig sich mit Liquidität auseinanderzusetzen?
Nur wenn ein Unternehmen liquide ist, erhält es Kredite von Banken oder Lieferungen auf
Rechnung von Lieferanten und Dienstleistern. Um Informationen über die Liquidität von Kunden zu erhalten und damit das Risiko von Zahlungsausfällen zu minimieren, führen Banken und Lieferanten regelmäßig Bonitätsprüfungen durch. Für die erfolgreiche Führung eines
Unternehmens ist es daher unerlässlich, sich mit seiner Liquidität auseinanderzusetzen.
Wie wird Liquidität gemessen?
Die Liquidität eines Unternehmens wird intern mit sogenannten Liquiditätskennzahlen gemessen, die sich auf bestimmte Stichtage beziehen und somit statisch sind:
Liquidität 1. Grades
Die Liquidität 1. Grades, auch Cash Ratio oder Barliquidität genannt, berechnet sich wie folgt:
(Flüssige Mittel) / (kurzfristige Verbindlichkeiten) x 100 [%]
Der empfohlene Wert liegt zwischen 10 % und 30 %. Die flüssigen Mittel umfassen das Guthaben auf Geschäftskonten sowie Kassenbestände, Schecks und diskontfähige Wechsel. Sie können unmittelbar zur Begleichung von Rechnungen verwendet werden. Kurzfristige Verbindlichkeiten sind Darlehen und Lieferantenkredite mit einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr sowie Rückstellungen für z. B. Steuerzahlungen, Bonuszahlungen, Neuanschaffungen und Reparaturen.
Liquidität 2. Grades
Die Liquidität 2. Grades wird auch Quick Ratio oder einzugsbedingte Liquidität. Sie berechnet
sich wie folgt:
Kurzfristige Forderungen beinhalten Forderungen mit einem Zahlungsziel von weniger als einem Jahr. Der empfohlene Wert liegt hier zwischen 100 % und 120 %. Ein Wert von weniger als 100% bedeutet, dass die kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht mit kurzfristig verfügbaren liquiden Mitteln beglichen werden können.
Liquidität 3. Grades
Die Liquidität 3. Grades, auch Current Ratio oder umsatzbedingte Liquidität genannt, berechnet sich wie folgt:
(Flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Wertpapiere des Umlaufvermögens + Vorräte) /
(kurzfristige Verbindlichkeiten) x 100 [%]
Die in der Bilanz ausgewiesenen Vorräte eines Unternehmens werden in die Berechnung der
Liquidität dritten Grades einbezogen. Dazu gehören Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, unfertige
Erzeugnisse sowie fertige Erzeugnisse auf Lager und geleistete Anzahlungen für benötigte
Materialien. Der empfohlene Wert liegt zwischen 120% und 200%. Ein Wert unter 120% zeigt an, dass die gesamte im Umlaufvermögen gebundene Liquidität nicht ausreicht, um die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu bezahlen. Ein Wert über 200 % könnte bedeuten, dass zu viel Liquidität in den Vorräten gebunden ist, die wiederum nicht zur Deckung der Zahlungsforderungen zur Verfügung steht.
Die optimale Liquidität
Im Gegensatz zu den Begriffen Cashflow und Liquidität können die Begriffe Cashflow-
Management und Liquiditätsmanagement synonym verwendet werden, was wir im Folgenden tun werden.
Das Ziel des Cashflow-Managements ist, vereinfacht ausgedrückt, die Sicherung der Liquidität
eines Unternehmens. Um dies zu erreichen, müssen die Geldzu- und -abflüsse optimal geplant,
gesteuert und kontrolliert werden, so dass das Unternehmen jederzeit zahlungsfähig ist und
Liquiditätsüberschüsse sinnvoll investiert werden.
Wenn die Liquidität zu gering ist, muss das Unternehmen Maßnahmen ergreifen, diese zu
erhöhen. Eine Möglichkeit ist es, die Zahlungsziele für Kunden zu verkürzen, um einen
schnelleren Zahlungseingang zu erreichen. Darüber hinaus kann Kapital durch den Abbau von
Lagerbeständen freigesetzt werden. Größere Unternehmen können ihre Liquidität z. B. durch denVerkauf von Unternehmensanteilen erhöhen.
Da ein Übermaß an Liquidität ebenfalls unerwünscht ist, muss der Unternehmer auch hier
gegensteuern. Bei der Anlage des zur Verfügung stehenden Kapitals ist jedoch immer darauf zu
achten, nicht mehr zu investieren, als notwendig ist, um das Wachstum des Unternehmens zu
fördern und gleichzeitig die Zahlungsfähigkeit zu sichern.
Warum ist Cashflow-Management so wichtig?
Ein strukturiertes und sorgfältiges Cashflow-Management ist die Basis für eine langfristig
erfolgreiche Unternehmensführung. Das Management hilft, mögliche Liquiditätsengpässe sowie ungenutzte Investitionsmöglichkeiten durch Liquiditätsüberschüsse frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus ermöglicht es dem Unternehmer, Zahlungsströme zu steuern, Forderungen optimal zu verwalten sowie Finanzierungen und Investitionen zu planen.
Für wen ist Liquiditätsmanagement wichtig?
Cashflow-Management wird nicht erst im Laufe der Jahre oder ab einer bestimmten
Unternehmensgröße relevant, sondern sollte von Anfang an Teil der Geschäftspraxis eines jeden Unternehmers sein. Cashflow-Management hilft Unternehmen nicht nur, langfristig profitabel zu sein, sondern liefert auch wichtige Erkenntnisse für ganz individuelle zukunftsorientierte Geschäftsentscheidungen. So erfährt der Handwerker, wie viel Geld er mit gutem Gewissen aus dem Unternehmen herausnehmen kann, der Gründer kann Neueinstellungen nachhaltig planen, und der Mittelständler erfährt mehr über seine Liquiditätsstruktur.
Die Liquiditätsplanung
Obwohl Cashflow-Management für jeden Unternehmer absolut empfehlenswert ist, beginnen
viele erst spät oder gar nicht damit. Das liegt zum einen an chronischem Zeitmangel, zum
anderen aber auch an der Unwissenheit vieler Unternehmer, wo und wie sie anfangen sollen. Der erste Schritt zum Liquiditätsmanagement sollte aber immer die Erstellung eines Liquiditätsplans sein.
Warum braucht man einen Liquiditätsplan?
Ziel der Liquiditätsplanung ist es, Annahmen über die gesamten Zahlungsströme auf dem
Geschäftskonto für einen bestimmten Zeitraum zu treffen. Das heißt, es werden auch
Hypothesen über die zukünftige Geschäftsentwicklung getroffen. Hier ist es sinnvoll,
verschiedene sogenannte Szenarien durchzuspielen: Was passiert, wenn ein Kunde in
Zahlungsverzug gerät? Und welche Auswirkungen hat ein Umsatzrückgang, wie ihn viele
Unternehmer derzeit aufgrund der Corona-Krise erleben?
Ziel ist es, die verfügbaren liquiden Mittel für bestimmte Zeitpunkte in der Zukunft aufzuzeigen und damit dem Unternehmer Planungssicherheit zu geben. Zu wissen, wie viel Liquidität er in zwei Wochen, drei Monaten oder einem Jahr haben wird, ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen.
Der Aufbau der Liquiditätsplanung
Zunächst muss der Geschäftsinhaber über seinen Kassenbestand Bescheid wissen. Dazu
gehören das Guthaben auf Geschäftskonten, Kassenbestände, Schecks und diskontfähige
Wechsel. Da dieser Bestand nicht in Stein gemeißelt ist, sondern sich laufend ändert, muss auch die Liquiditätsplanung laufend abgestimmt werden. Darüber hinaus müssen die Positionen für den Liquiditätsplan aufgestellt werden. Dazu gehören die Ein- und Auszahlungen.
Zu den Einzahlungen zählen:
- Einzahlungen aus Verkauf und der Erbringung von Dienstleistungen
- Umsatzsteuereinzahlungen
- Sonstige betriebliche Einzahlungen, wie Steuererstattungen oder Kreditaufnahmen
Zu den Auszahlungen zählen:
- Wareneinkäufe
- Personalkosten
- Dauerfristverträge
- Sonstige betriebliche Auszahlungen, wie Reisekosten, Werbekosten und Mieten
Der vereinfachte, schematische Aufbau der Liquiditätsplanung setzt wie folgt zusammen:
Liquiditätsbestand
+ Einzahlungen innerhalb einer Periode
= verfügbare Mittel
- Auszahlungen innerhalb einer Periode
= kumulative Liquidität
Welche Herausforderungen gibt es bei der Liquiditätsplanung?
Die Schwierigkeit bei der Liquiditätsplanung liegt darin, realistische Szenarien aufzustellen und
die Zahlungsströme entsprechend zu buchen. Dies ist die Grundlage für Unternehmer, um
möglichst genau zu planen und wichtige unternehmerische Entscheidungen abzuleiten.
Besonders schwierig wird dies, wenn unvorhergesehene und unkontrollierbare externe Faktoren auftreten.
Ein Beispiel dafür ist natürlich die Corona-Krise, die viele Unternehmer tagtäglich
beschäftigt hat. Auch wenn bereits viele Hilfsmaßnahmen für Unternehmer beschlossen und erste
finanzielle Hilfen ausgezahlt wurden, wirkte sich die Krise doch in hohem Maße auf die Liquidität der Unternehmen aus. Wenn sich geplante Einnahmen verzögern oder sogar ganz ausfallen, gleichzeitig aber die Ausgaben nicht im gleichen Maße reduziert werden können, kann dies schnell zu gravierenden Liquiditätsengpässen führen, denen mit Maßnahmen unbedingt entgegengewirkt werden muss.
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