Liquidität berechnen – Anleitung, Formeln und Beispiele
Liquidität ist das A und O für jedes Unternehmen, egal ob Start-up oder etablierter Mittelstand. Doch was genau bedeutet Liquidität und wie berechnet man sie eigentlich? In diesem Artikel stellen wir Dir die wichtigsten Formeln inklusive beispielhafter Berechnungen vor, mit denen Du die Liquidität Deines Unternehmens analysieren und optimieren kannst – und zeigen Dir, wie Tidely Dich dabei unterstützt.
Definition Liquidität – ein kurzer Überblick
Liquidität beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, seine finanziellen Verpflichtungen jederzeit pünktlich zu erfüllen. Sie gibt an, wie schnell und unkompliziert Vermögenswerte in liquide Mittel umgewandelt werden können, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken. Eine hohe Liquidität ist wichtig, um finanzielle Engpässe zu vermeiden und flexibel auf unerwartete Zahlungsausgänge reagieren zu können.
Unternehmen mit einer hohen Liquidität sind in der Lage, Investitionen zu tätigen, Wachstumschancen zu nutzen und sich in Krisensituationen zu behaupten. Liquidität wird dabei in verschiedenen Graden gemessen, um die finanzielle Stabilität aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, zum Beispiel flüssige Mittel, Forderungen oder Vorräte.
Berechnung der Liquidität – eine Anleitung
Die Berechnung der Liquidität im Unternehmen erfolgt in der Regel über die sogenannten Liquiditätsgrade. Ein Liquiditätsgrad gibt an, wie schnell ein Unternehmen in der Lage ist, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen. Um dies differenzierter zu betrachten, nutzt man in der Praxis drei Liquiditätsgrade. Sie unterscheiden sich darin, welche Vermögenswerte einbezogen werden, und bieten somit einen gestaffelten Überblick über die finanzielle Lage eines Unternehmens.
Wir erklären Dir, wie Du diese Kennzahlen berechnest und was sie bedeuten – mit einfachen Beispielen, damit Du direkt loslegen kannst.
Liquidität 1. Grades Formel (Barliquidität)
Die Liquidität 1. Grades, auch Barliquidität genannt, zeigt, ob ein Unternehmen seine kurzfristigen Schulden ausschließlich mit seinen flüssigen Mitteln decken kann. Zu den flüssigen Mitteln gehören Bargeld, Bankguthaben und jederzeit verfügbare liquide Wertpapiere oder Schecks. Diese Kennzahl ist besonders wichtig, weil sie das unmittelbare Potenzial eines Unternehmens zeigt, kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen – ohne auf andere Vermögenswerte angewiesen zu sein.
Liquidität 1. Grades berechnen
Die Formel lautet: Liquidität 1. Grades = flüssige Mittel : kurzfristige Verbindlichkeiten
Beispielrechnung: Dein Unternehmen verfügt über 50.000 Euro an flüssigen Mitteln (z. B. Bankguthaben). Die kurzfristigen Verbindlichkeiten belaufen sich auf 80.000 Euro. Die Liquidität 1. Grades beträgt 0,625 oder 62,5 Prozent.
Interpretation: Ein Liquiditätsgrad von 62,5 Prozent bedeutet, dass das Unternehmen 62,5 Prozent seiner kurzfristigen Verbindlichkeiten durch flüssige Mittel (wie Bankguthaben) abdecken kann. Damit liegt die Liquidität 1. Grades außerhalb des empfohlenen Richtwertes von 20 bis 50 Prozent, um eine ineffiziente Kapitalbindung zu vermeiden. Denn eine zu hohe Liquidität 1. Grades bedeutet, dass ein Unternehmen große Summen in unproduktiven liquiden Mitteln hält, die nicht investiert oder verzinst werden.
Liquidität 2. Grades Formel (Einzugsbedingte Liquidität)
Die Liquidität 2. Grades erweitert die Berechnung, indem zusätzlich kurzfristige Forderungen berücksichtigt werden. Diese Kennzahl zeigt, wie gut ein Unternehmen seine Schulden begleichen kann, wenn auch bald fällige Zahlungen von Kunden berücksichtigt werden.
Liquidität 2. Grades berechnen
Die Formel lautet: Liquidität 2. Grades = (flüssige Mittel + Forderungen) : kurzfristige Verbindlichkeiten
Beispielrechnung: Dein Unternehmen hat neben den flüssigen Mitteln (50.000 Euro) noch kurzfristige Forderungen in Höhe von 40.000 Euro. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten liegen wie im Beispiel zuvor bei 80.000 Euro. Die Liquidität 2. Grades beträgt 112,5 Prozent.
Interpretation: Ein Wert von 112,5 Prozent zeigt, dass Dein Unternehmen gut aufgestellt ist und seine Verbindlichkeiten decken kann, vorausgesetzt die Kunden zahlen rechtzeitig. Ein Wert von mindestens 1 oder 100 Prozent gilt als gesund. Mit Tools wie Tidely kannst Du diese Kennzahl einfach in Echtzeit überwachen, damit Du immer einen transparenten Überblick hast.
Liquidität 3. Grades Formel (Umfassende Liquidität)
Die Liquidität 3. Grades bezieht neben den flüssigen Mitteln und Forderungen auch Vorräte mit ein. Dazu zählen zum Beispiel Rohstoffe, Betriebsmaterialien, unfertige und fertige Produkte oder geleistete Anzahlungen. Dies ist die umfassendste Kennzahl, die jedoch weniger präzise für kurzfristige Planungen ist, da Vorräte nicht sofort in liquide Mittel umgewandelt werden können.
Liquidität 3. Grades berechnen
Die Formel lautet: Liquidität 3. Grades = (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen + Vorräte) : kurzfristige Verbindlichkeiten
Beispielrechnung: Neben den flüssigen Mitteln (50.000 Euro) und den Forderungen (40.000 Euro) besitzt Dein Unternehmen Vorräte im Wert von 30.000 Euro. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten liegen auch hier bei 80.000 Euro. Die Liquidität 3. Grades beträgt 150 Prozent.
Interpretation: Ein Wert zwischen 1,5 und 2,0 (150 % bis 200 %) zeigt eine gesunde finanzielle Basis für die Liquidität 3. Grades; allerdings nur, wenn die Vorräte schnell liquidierbar sind. Bei Tidely fokussieren wir uns bewusst auf die Liquidität 1. und 2. Grades, weil diese die entscheidenden Zahlungsströme abbilden, mit denen Du direkt arbeiten kannst.
Liquidität berechnen mit Excel
Excel ist eine einfache Möglichkeit, die Liquidität im Unternehmen zu berechnen. Mit einer gut strukturierten Excel-Vorlage kannst Du die wichtigsten Liquiditätskennzahlen schnell erfassen und erste Analysen durchführen. Das ist ideal, um einen Überblick zu bekommen und regelmäßig zu prüfen, ob Dein Unternehmen finanziell gut aufgestellt ist.
Lade Dir unsere kostenlose Excel-Vorlage zur Liquiditätsplanung herunter und nutze sie, um Deine Finanzströme im Blick zu behalten. So hast Du jederzeit die Kontrolle über Deine Liquidität und kannst mögliche Engpässe frühzeitig erkennen – perfekt für den Einstieg. Doch wenn Du Deine Liquiditätsplanung wirklich effizient und zeitsparend gestalten willst oder Dein Unternehmen wächst, findest Du mit einer professionellen Cashflow-Management-Software wie Tidely eine umfassendere Lösung.
[Bildidee: Mockup mit Liquiditätsberechnung in Excel oder Tidely]
Liquidität 1., 2., 3. Grades berechnen – wie ordne ich die Werte richtig ein?
Eine gesunde Liquidität hängt stark vom Geschäftsmodell und der Branche ab. Als Faustformel gilt jedoch Folgendes:
- Werte über 1 (100 %): Das zeigt, dass Dein Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten sicher decken kann. Ein zu hoher Wert, insbesondere bei der Liquidität 1. Grades, kann jedoch ineffizient sein, da ungenutzte flüssige Mittel gebunden sind, die produktiv eingesetzt werden könnten. Ein Zielbereich von 1,5 bis 2,0 ist bei der Liquidität 3. Grades wiederum aber ein guter Richtwert.
- Werte unter 1 (100 %): Dies ist in der Regel ein Warnsignal. Dein Unternehmen könnte Schwierigkeiten haben, Zahlungen rechtzeitig zu leisten. In diesem Fall ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, zum Beispiel das Einziehen offener Forderungen zu beschleunigen oder die flüssigen Mittel zu erhöhen. Bei der Liquidität 1. Grades gilt ein Wert zwischen 0,2 und 0,5 jedoch als gesund, um nicht zu viel ungenutzte Liquidität zu besitzen.
- Vergleich der Liquiditätsgrade: Vergleiche die Liquidität 1. und 2. Grades, um eine vollständige Einschätzung zu erhalten. Die Liquidität 3. Grades kann ergänzend betrachtet werden, ist aber für kurzfristige Entscheidungen oft weniger aussagekräftig.
Wie kann man die Liquidität verbessern, wenn sie außerhalb des Richtwertes liegt?
Liegt die Liquidität Deines Unternehmens unter oder über dem empfohlenen Richtwert, gibt es mehrere gezielte Maßnahmen, um die finanzielle Stabilität zu erhöhen:
- Forderungsmanagement optimieren: Verkürze Zahlungsziele und automatisiere Mahnungen.
- Kosten reduzieren: Prüfe Fixkosten und verhandle mit Lieferanten.
- Lagerbestand minimieren: Nutze Just-in-time-Strategien und verkaufe überschüssige Bestände ab.
- Finanzierungsoptionen nutzen: Setze Kontokorrentkredite oder Factoring ein.
- Planung verbessern: Überwache Deine Liquidität mit Tools wie Tidely – so kannst Du frühzeitig reagieren und Liquiditätsengpässe vermeiden.
Warum Liquidität nicht gleich Gewinn ist
Wenn mein Unternehmen profitabel ist, muss auch die Liquidität stimmen – dieser Gedanke taucht oft auf, ist jedoch ein Irrtum. Gewinn und Liquidität sind zwei unterschiedliche Dinge:
- Der Gewinn zeigt an, wie viel ein Unternehmen nach Abzug aller Kosten verdient hat.
- Die Liquidität hingegen gibt Auskunft über die kurzfristige Zahlungsfähigkeit, das heißt, wie viel flüssige Mittel einem Unternehmen sofort zur Verfügung stehen, um Rechnungen pünktlich zu bezahlen.
Ein Unternehmen kann also durchaus Gewinne erzielen, aber trotzdem in Liquiditätsschwierigkeiten geraten – zum Beispiel, wenn Kunden ihre Rechnungen verspätet zahlen oder hohe Lagerbestände Kapital binden, das nicht sofort verfügbar ist. Im schlimmsten Fall kann ein Mangel an Liquidität dazu führen, dass das Unternehmen seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann, auch wenn es profitabel ist.
Deshalb ist es wichtig, nicht nur auf die Gewinnzahlen zu schauen, sondern auch die Liquidität im Blick zu behalten. Mit Liquiditätsmanagement-Software wie Tidely hast Du den Vorteil, Deine Liquidität in Echtzeit zu überwachen und so frühzeitig Engpässe zu erkennen und gezielt gegenzusteuern – damit Du immer auf der sicheren Seite bist und Deinem Unternehmen keine Insolvenz droht.
Die Schwächen klassischer Liquiditätskennzahlen
Klassische Liquiditätskennzahlen, die oft aus der betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) abgeleitet werden, haben einen entscheidenden Nachteil: Sie bieten nur eine Momentaufnahme der finanziellen Situation eines Unternehmens zu einem bestimmten Stichtag. Diese statischen Kennzahlen beruhen auf historischen Daten. Das bedeutet, sie geben lediglich Auskunft darüber, wie es um die Liquidität des Unternehmens zu einem vergangenen Zeitpunkt bestellt war, ohne aktuelle oder zukünftige Entwicklungen zu berücksichtigen.
Hier liegt der Haken: Solche Kennzahlen berücksichtigen nicht, wie sich die Liquidität entwickelt. Sie vernachlässigen wichtige Faktoren wie ausstehende Zahlungen, neue Verbindlichkeiten oder zukünftige Cashflows, die entscheidend für eine effektive Liquiditätssteuerung sind. Diese Limitierung macht es schwer, dynamische Entscheidungen zu treffen oder frühzeitig auf Engpässe zu reagieren.
Liquidität einfach berechnen mit Tidely
Hier setzt die dynamische Liquiditätsformel an, die statt starrer Bilanzdaten laufende Zahlungsein- und -ausgänge sowie Erwartungsdaten integriert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden bietet Tidely eine dynamische Lösung: Unsere Software basiert auf den tatsächlichen Ein- und Auszahlungen, die direkt über Deine Bankkonten und angeschlossene Buchhaltungssysteme erfasst werden. Dadurch erhältst Du nicht nur eine aktuelle, sondern auch eine zukunftsorientierte Perspektive auf Deine Liquidität.
Ein weiterer Vorteil ist die Nutzung dynamischer Erwartungsdaten anstelle rein statischer Rechnungsdaten. Tidely kann durch die Integration von Fälligkeits- und Erwartungsdaten präzise Vorhersagen treffen und Dir so helfen, Deine Zahlungsströme und mögliche Engpässe frühzeitig zu identifizieren und entsprechend zu handeln. Klassische Liquiditätskennzahlen bieten diese Flexibilität nicht, da sie ausschließlich auf den Zeitpunkt des Bilanzstichtags begrenzt sind und kurzfristige Veränderungen im Zahlungsverkehr oft unberücksichtigt lassen.
Insgesamt zeigt sich: Wer sich ausschließlich auf Bauchgefühl oder die BWA verlässt, riskiert, entscheidende Informationen für die Liquiditätsplanung zu übersehen. Mit Tidely hingegen hast Du jederzeit den vollen Überblick und die Kontrolle über Deine Finanzströme – und das in Echtzeit.
FAQ
Wie berechnet man die Liquidität?
Die Liquidität wird anhand der Liquiditätsgrade 1, 2 und 3 berechnet, die zeigen, ob ein Unternehmen seine kurzfristige Zahlungsfähigkeit mit verfügbaren Mitteln, Forderungen oder Vorräten decken kann.
Was sind die drei Liquiditätsgrade?
- Liquidität 1. Grades: misst die Fähigkeit, kurzfristige Verbindlichkeiten ausschließlich mit flüssigen Mitteln (z. B. Bankguthaben) zu decken. Formel: flüssige Mittel : kurzfristige Verbindlichkeiten
- Liquidität 2. Grades: berücksichtigt zusätzlich kurzfristige Forderungen und bewertet die Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten. Formel: (flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen) : kurzfristige Verbindlichkeiten
- Liquidität 3. Grades: bezieht auch Vorräte mit ein und gibt einen umfassenderen Überblick über die kurzfristige Zahlungsfähigkeit. Formel: (flüssige Mittel + Forderungen + Vorräte) : kurzfristige Verbindlichkeiten
Wie viel Liquidität sollte man haben?
Ein Wert von mindestens 1 (100 %) zeigt, dass genügend Mittel vorhanden sind, um alle kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken. Allerdings sollte bei der Interpretation der Werte auch die Effizienz berücksichtigt werden: Zu hohe Werte, insbesondere bei der Liquidität 1. Grades, können ungenutztes Potenzial bedeuten, da überschüssige liquide Mittel nicht produktiv eingesetzt werden. Ein Zielbereich von 0,2 bis 0,5 wird für die Liquidität 1. Grades als effizient betrachtet, während für die Liquidität 3. Grades ein Wert von 1,5 bis 2,0 optimal ist.
Kann man mit der Bilanz oder BWA die Liquidität berechnen?
Die Bilanz oder BWA allein sind nicht ideal, um die Liquidität eines Unternehmens zuverlässig zu bewerten. Diese bieten lediglich eine Momentaufnahme und basieren auf historischen Daten, die keine Aussage über aktuelle oder zukünftige Zahlungsströme treffen können. Daher ist es sinnvoll, zusätzlich Tools wie Tidely zu nutzen, um eine Echtzeit-Liquiditätssteuerung zu gewährleisten und jederzeit einen aktuellen Überblick zu haben.