Jul 26, 2023
·
5
 Min. Lesezeit
Herausforderungen

Alles über Insolvenzen und deren Früherkennung

Aktualisiert: 
Jul 26, 2023

Die wirtschaftlichen Nachwehen von Corona sind noch zu spüren und schon sorgen Inflation und die aktuelle Weltpolitik für die nächsten Unsicherheiten und Engpässe bei Unternehmen aller Branchen und Größen. Allein durch Pandemie-bedingte wirtschaftliche Auswirkungen werden in 2022 noch bis zu 25.000 Insolvenzen – vor allem bei kleinen Unternehmen – erwartet. Die Insolvenz scheint wie ein Damoklesschwert über vielen Unternehmern zu schweben, aber was ist eigentlich eine Insolvenz? Wann droht sie? Und welche Folgen hat sie für ein Unternehmen?

Alles über Insolvenzen und deren Früherkennung

Was ist eine Insolvenz?

Grundsätzlich muss ein Unternehmen über genügend liquide Mittel verfügen, um seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können - dazu zählen unter anderem Gehälter, Mieten, Verbindlichkeiten und Rechnungen. Kann ein Unternehmen die Zahlungsfähigkeit nicht garantieren, oder liegt ein weiterer Insolvenzgrund vor, droht die Insolvenz. Ab diesem Zeitpunkt besteht für den Unternehmer bzw. den Geschäftsführer die Pflicht zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.

Die 3 Insolvenzgründe

Die sogenannten Insolvenzgründe verpflichten Geschäftsführer zur Stellung eines Insolvenzantrags. In der Insolvenzordnung wird dabei zwischen allgemeinen und besonderen Insolvenzgründen unterschieden. Der allgemeine Insolvenzgrund beschreibt den Zustand der Zahlungsunfähigkeit (§ 17 InsO). Die Bezeichnung „allgemein“ meint dabei, dass die Zahlungsunfähigkeit als Eröffnungsgrund unabhängig von Verfahrensart und Schuldner gilt. Die Überschuldung (§19 InsO) ist als besonderer Eröffnungsgrund für juristische Personen und gleichgestellte Rechtsträger relevant. Neben diesen beiden Gründen gibt es die drohende Zahlungsunfähigkeit (§ 18 InsO) als „freiwilligen“ Insolvenzgrund, die es dem Schuldner ermöglicht, freiwillig einen Antrag zu stellen.

Zahlungsunfähigkeit (§ 17 InsO)

Eine Zahlungsunfähigkeit besteht, wenn das Unternehmen den fälligen Zahlungspflichten nicht mehr nachkommen kann und voraussichtlich dauerhaft nicht fähig sein wird. Die Zahlungsunfähigkeit wird durch eine Gegenüberstellung von liquiden Mitteln und fälligen Verbindlichkeiten ermittelt (liquide Mittel/ fällige Verbindlichkeiten). Ist das Ergebnis aus dieser Berechnung kleiner als 0,9, also kleiner als 90%, spricht man von der Zahlungsunfähigkeit.

Anschließend wird ermittelt, ob das Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit in den kommenden drei Wochen beseitigen kann. Die Berechnung für diesen Schritt basiert auf Prognosen und lautet: liquide Mittel + zukünftige Zahlungseingänge (drei Wochen)/ fällige Verbindlichkeiten + fällig werdende Verbindlichkeiten (drei Wochen). Ergibt sich auch hier wieder ein Quotient kleiner als 0,9, also kleiner als 90 %, liegt eine Zahlungsunfähigkeit laut BGH Urteil vor und ein Insolvenzantrag muss gestellt werden.

Überschuldung (§ 19 InsO)

Eine insolvenzrechtliche Überschuldung liegt vor, wenn eine negative Fortbestehensprognose besteht und eine rechnerische Überschuldung durch eine  Überschuldungsbilanz festgestellt wird. Für die Bilanz muss der Überschuldungsstatus sowie die Prognose über das Fortbestehen dieses Status erstellt werden.

Drohende Zahlungsunfähigkeit (§ 18 InsO)

Die drohende Zahlungsunfähigkeit tritt ein, wenn der Schuldner voraussichtlich nicht in der Lage sein wird, seinen Zahlungspflichten nachzukommen. Sie gibt allein dem Schuldner das Recht, frühzeitig einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen.

Pflichten für den Geschäftsführer

Die Geschäftsführer müssen im Rahmen Ihrer Geschäftstätigkeit erhöhte Pflichten zur Planung, Überwachung und Steuerung erfüllen. Dazu zählt auch die Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit durch eine ausreichende Liquidität. Bei Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung sind Unternehmer einer Kapitalgesellschaft (z. B. GmbH oder AG) verpflichtet einen Insolvenzantrag zu stellen; bei drohender Zahlungsunfähigkeit besteht das Recht auf einen Insolvenzantrag. Nach § 15a InsO muss bei Vorliegen eines Insolvenzgrundes innerhalb von drei Wochen ein Insolvenzverfahren beantragt werden. Kommen Unternehmer dieser Pflicht nicht nach, machen sie sich der Insolvenzverschleppung strafbar.

Auslöser für Unternehmens-Insolvenzen

Eine Insolvenz kann durch viele verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Meist kann man die Insolvenz aber nicht einem Auslöser zuordnen, sondern einer Kombination folgender Faktoren:

  • Fehlende oder schlechte Führung im Cashflow Management, Controlling oder Rechnungswesen
  • Verminderter Umsatz durch externe Faktoren (wie durch Einschränkungen durch die Corona-Pandemie) oder interne Entwicklungen (wie mangelnde Wettbewerbsfähigkeit)
  • Verschlechterte Liquidität durch z. B. suboptimales Rechnungs- und Forderungsmanagement
  • Gesteigerte Kosten bei gleich bleiben Einnahmen durch beispielsweise erhöhte Personal- oder Mietkosten

Früherkennung durch Liquiditätsmanagement

Die Auslöser zeigen, dass eine Insolvenz  jedem drohen kann, dessen Kontrollinstrumente nicht richtig funktionieren. Rückläufige Umsätze bei gleichzeitig steigenden Kosten, sollten aber für jeden Unternehmer ein ernstzunehmendes Signal für eine Fehlentwicklung darstellen. Wenn das Unternehmen noch über genügend liquide Mittel verfügt, muss diese Fehlentwicklung, aber nicht zwangsläufig in einer Insolvenz münden. Um das Risiko einer drohenden Insolvenz einschätzen zu können, ist es deshalb wichtig seine eigene Liquidität stets im Auge zu haben und richtig einschätzen zu können.

Hierfür ist eine funktionierende und genaue Liquiditätsplanung sowie deren Management unabdingbar: Kosten müssen genau kontrolliert und, wenn möglich, gesenkt, fällige Forderungen müssen eingeholt und Umsätze gesteigert werden. Tidely ermöglicht eine exakte und holistische Liquiditätsplanung und unterstützt den Geschäftsführer so als zentrales Tool der Krisenüberwachung und -steuerung.

Tidely zeigt mit smarten Tools auf einen Blick Engpässe in der Liquidität, aber auch Möglichkeiten für die Liquiditätssicherung und -steigerung auf. Die Möglichkeit eines umfangreichen Liquiditätsbericht in Echtzeit zeigt das Insolvenzrisiko für das Unternehmen auf in einem verständlichen Ampelmodell auf. Basierend auf Planwerten, vergleicht das Radar die Zahlungsfähigkeit von heute mit der in drei Wochen und gibt dem Unternehmer so die nötige Voraussicht für zukünftige Liquiditätsentwicklungen. Für eine möglichst genaue Einschätzung bedarf es einer gewissenhaften Monatsplanung. So fungiert das Insolvenzradar als Feature zur Früherkennung einer drohenden Insolvenz und unterstützt den Unin seinen Geschäftspflichten.

Behalte mit Tidely stets den Überblick über Deine Finanzen und erkenne dank intelligenter Planungs-Mechanismen frühzeitig das Risiko einer drohenden Insolvenz. Hier erfährst du mehr Über unser Liqudititätsmanagement.

Über den Autor

Martin Eyl
Martin Eyl
Chief Financial Officer

Martin Eyl ist der CFO von Tidely. Mit seiner umfangreichen Erfahrung im Cash Management und als CFO treibt er die Finanzstrategie und das Wachstum des Unternehmens voran. Zuvor leitete er Startups wie M.I.T e-Solutions und PIPPA&JEAN.

Martin Eyl
Martin Eyl
Chief Financial Officer

Du hast Fragen zu Tidely?
Wir freuen uns auf Deine Nachricht.

Kontakt aufnehmen

Aktuelle Beiträge

Cashflow-Management-Software: Die 5 besten Tools 2024
October 28, 2024
·
5
 Min. Lesezeit

Cashflow-Management-Software: Die 5 besten Tools 2024

Cashflow-Management ist eine der größten Herausforderungen für moderne Unternehmen. Denn ohne einen klaren Überblick über die Liquidität können finanzielle Engpässe entstehen – selbst dann, wenn das Unternehmen profitabel ist. Genau hier kommt Cashflow-Management-Software ins Spiel. Sie sorgt dafür, dass Du jederzeit Bescheid weißt, wie es um Deine Finanzen steht. Aber welches Tool ist das richtige für Dich und Dein Unternehmen? In diesem Artikel vergleichen wir die besten Cashflow-Management-Tools für 2024 und geben Dir eine Orientierungshilfe, damit Du die beste Lösung für Deine Anforderungen findest.

Liquidität verbessern: 4 wichtige Tipps für finanziellen Erfolg
August 9, 2023
·
5
 Min. Lesezeit

Liquidität verbessern: 4 wichtige Tipps für finanziellen Erfolg

Die Liquidität ist ein entscheidender Faktor für das Überleben und die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Es gibt viele Faktoren, die sich auf die Liquidität auswirken können, darunter auch externe Faktoren wie eine Pandemie, Marktschwankungen oder Änderungen in der Gesetzgebung. Doch es gibt auch interne Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um ihre Liquidität zu optimieren und somit wettbewerbsfähiger zu werden. In diesem Artikel stellen wir Dir 4 Tipps vor, wie du die Liquidität Deines Unternehmens verbessern kannst, um langfristig deinen Erfolg steigern zu können.

Start-up Runway: Warum Burn Rate und Cash Runway für Start-ups wichtig sind
August 7, 2023
·
5
 Min. Lesezeit

Start-up Runway: Warum Burn Rate und Cash Runway für Start-ups wichtig sind

Als Gründer eines Start-ups steht man täglich vor neuen Herausforderungen. Prozesse werden schrittweise implementiert, Strukturen kontinuierlich angepasst und das Geschäftsmodell muss sich erst einmal beweisen. Hält die Idee dem Wettbewerb stand? Gibt es eine ausreichende Nachfrage für das Produkt oder die Dienstleistung? Und vor allem: Wie lange reichen die Liquiditätsreserven? Gerade dieser letzte Punkt ist entscheidend, denn Geldmangel ist einer der häufigsten Gründe, warum Startups scheitern. Deshalb ist es für Start-ups wichtig, von Anfang an die Finanzen im Blick zu haben und zu wissen, wie lange die Geldbestände reichen werden. Die Burn Rate und der Cash Runway sind hierbei wesentliche Kennzahlen, die jedes Start-up kennen sollte. Wir erklären, wie man beide Kennzahlen berechnet und geben Tipps, wie man die Runway Length optimieren kann.

Jetzt kostenlose Erstberatung vereinbaren

Vereinfache Deine Cashflow-Berechnung mit Tidely und treffe fundierte Entscheidungen für ein nachhaltiges Wachstum.

Entwickelt und gehostet in Deutschland
Verschlüsselung auf Bankenniveau
DSGVO-konform
Kostenlose Demo buchen