Aug 7, 2023
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Grundlagen

Start-up Runway: Warum Burn Rate und Cash Runway für Start-ups wichtig sind

Aktualisiert: 
Aug 7, 2023

Als Gründer eines Start-ups steht man täglich vor neuen Herausforderungen. Prozesse werden schrittweise implementiert, Strukturen kontinuierlich angepasst und das Geschäftsmodell muss sich erst einmal beweisen. Hält die Idee dem Wettbewerb stand? Gibt es eine ausreichende Nachfrage für das Produkt oder die Dienstleistung? Und vor allem: Wie lange reichen die Liquiditätsreserven? Gerade dieser letzte Punkt ist entscheidend, denn Geldmangel ist einer der häufigsten Gründe, warum Startups scheitern. Deshalb ist es für Start-ups wichtig, von Anfang an die Finanzen im Blick zu haben und zu wissen, wie lange die Geldbestände reichen werden. Die Burn Rate und der Cash Runway sind hierbei wesentliche Kennzahlen, die jedes Start-up kennen sollte. Wir erklären, wie man beide Kennzahlen berechnet und geben Tipps, wie man die Runway Length optimieren kann.

Start-up Runway: Warum Burn Rate und Cash Runway für Start-ups wichtig sind

Start-up Runway: Eine Definition

Ein Start-up Runway, auch Cash Runway oder auf Deutsch „Kapitalaufbrauchsperiode“ genannt, ist eine finanzielle Kennzahl, die angibt, wie lange ein Start-up mit seinen vorhandenen Geldmitteln überleben kann, bevor es neues Kapital benötigt.

Dieser Zeitraum, oft in Monaten gemessen, wird durch die derzeitigen Ausgaben und gegebenenfalls durch die Einnahmen des Unternehmens bestimmt. Der Runway hilft Gründern und Investoren zu verstehen, wie viel Zeit ein Startup hat, um wichtige Meilensteine zu erreichen oder die nächste Finanzierungsrunde zu sichern, bevor das Geld ausgeht.

Man kann den Begriff Runway mit „Start- und Landebahn“ übersetzen. Ein längerer Runway (Runway Length) gibt einem Startup mehr Zeit, um Wachstum zu erzielen, Produkte zu entwickeln und sich auf dem Markt zu etablieren, bevor eine erneute Kapitalbeschaffung notwendig wird. Es ist eine essenzielle Metrik, die bei der finanziellen Planung und bei strategischen Entscheidungen eines Startups eine zentrale Rolle spielt.

Was ist die Burn Rate?

Das Ziel eines jeden Start-ups ist es, ein nachhaltig profitables Geschäftsmodell zu entwickeln und schnell einen positiven Cashflow zu erzielen. Dies kann jedoch Jahre dauern. In der Anfangsphase verzeichnen Start-ups oft negative Cashflows, verursacht durch hohe Kosten und geringe Umsätze. Daher ist es wichtig, genügend finanzielle Mittel zu haben, um die anfänglichen Ausgaben und Investitionen zu decken.

Die Burn Rate ist eine zentrale Liquiditätskennzahl für Start-ups. Sie zeigt, wie lange ein Unternehmen mit seinen finanziellen Mitteln bei konstantem negativen Cashflow ohne zusätzlichen Liquiditätszufluss auskommen kann. Die Burn Rate, auch Cash Burn Rate genannt, wird meist als monatliche oder jährliche Ausgabe angegeben. Sie ist eine Momentaufnahme, die sich aufgrund von Veränderungen im Cashflow sowie durch Erhöhung des Eigenkapitals ändern kann.

Wenn Unternehmen ihr Cash zu schnell verbrennen, also eine hohe Burn Rate aufweisen, besteht die Gefahr, dass ihnen das Geld ausgeht und das Unternehmen nicht weiter existieren kann. Im Vergleich dazu kann eine geringe Burn Rate aber auch bedeuten, dass ein Start-up nicht genug Geld in sein Vorhaben investiert, um langfristig ein erfolgreiches Unternehmen zu etablieren.

Gross Burn Rate und Net Burn Rate – was ist der Unterschied?

Bei der Burn Rate wird zwischen der Gross Burn Rate und Net Burn Rate unterschieden.

  1. Gross Burn Rate: Die Gross Burn Rate ist der Gesamtbetrag an Cash, den ein Unternehmen jeden Monat ausgibt. Sie umfasst Gehälter, Mieten und andere Kosten sowie Zinsen und Steuern.
  2. Net Burn Rate: Die Net Burn Rate ist der Betrag, den ein Unternehmen pro Monat verliert, das heißt die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Die Net Burn Rate berücksichtigt im Gegensatz zur Gross Burn Rate Mittelzuflüsse, die für Start-ups üblich sind, wie zum Beispiel Investorengelder, Verkäufe und Darlehen. Eine positive Net Burn Rate bedeutet, dass das Unternehmen mehr ausgegeben hat, als es im Laufe des Monats eingenommen hat. Eine negative Net Burn Rate wiederum zeigt an, dass mehr eingenommen als ausgegeben wurde.

Gross Burn Rate berechnen

(Ursprünglicher Cash-Bestand − restlicher Cash-Bestand) / 12 Monate = monatliche Gross Burn Rate

Wenn ein fiktives Unternehmen XY am Anfang des Jahres 270.000 Euro auf seinem Konto hat und am Ende des Jahres noch 30.000 Euro davon übrig sind, weist das Unternehmen eine Gross Burn Rate von 20.000 Euro pro Monat auf.

(270.000 € − 30.000 €) / 12 Monate = 20.000 € monatliche Gross Burn Rate

Net Burn Rate berechnen

(Gross Burn Rate – Cash-Zufluss) = Net Burn Rate

Wenn auf dem Konto des Unternehmens XY zu Jahresbeginn 270.000 Euro sind, während des Jahres 60.000 Euro an Cash auf das Konto eingehen und am Ende des Jahres noch 30.000 Euro auf diesem übrig sind, hat das Unternehmen eine Net Burn Rate von 15.000 Euro pro Monat.

(270.000 € − 30.000 €) / 12 Monate = 20.000 € monatliche Gross Burn Rate

60.000 € Cash-Zufluss / 12 Monate = 5.000 € Cash-Zufluss pro Monat

20.000 € Gross Burn Rate − 5.000 € Cash-Zufluss = 15.000 € monatliche Net Burn Rate

Cash Runway berechnen – so geht's

Der Runway eines Unternehmens gibt an, wie viele Monate oder Jahre ein Unternehmen bei gleichbleibenden Ausgaben und Einnahmen überleben kann. Es gibt zwei Hauptarten des Runways: den Runway Gross und den Runway Net.

Der Runway Gross bezieht sich auf die Gross Burn Rate und bezieht nur die Ausgaben in der Berechnung mit ein. Der Runway Net bezieht sich hingegen auf die Net Burn Rate und beachtet neben den Ausgaben eines Unternehmens auch deren Einnahmen.

Runway Gross

Ursprünglicher Cash-Bestand / Gross Burn Rate = Runway Gross in Monaten

Das Unternehmen XY hat Anfang des Jahres 270.000 Euro auf dem Konto und weist eine Gross Burn Rate von 20.000 Euro auf. Dadurch ergibt sich ein Runway Gross von 18 Monaten.

270.000 € / 20.000 € = 13,5 Monate Runway Gross

Runway Net

Ursprünglicher Cash-Bestand / Net Burn Rate = Runway Net in Monaten

Das Unternehmen XY hat Anfang des Jahres 270.000 Euro auf dem Konto und weist eine Net Burn Rate von 15.000 Euro auf. Dadurch ergibt sich ein Runway Net von 18 Monaten.

270.000 € / 15.000 € = 18 Monate Runway Net

Wie lang sollte der Runway eines Start-ups sein?

Startups sollten einen Runway von etwa 18 bis 21 Monaten anstreben. Dies ermöglicht 12 bis 15 Monate, um Meilensteine zu erreichen, und weitere drei bis sechs Monate, um neue Finanzmittel zu beschaffen. Die ideale Länge hängt jedoch vom Geschäftsmodell, der Wachstumsstrategie und vielen anderen Faktoren ab. Laut Startup Genome haben 65 Prozent der Start-ups nur sechs Monate oder weniger Runway, 41 Prozent sogar weniger als drei Monate.

Um den Runway zu verlängern, sollten Start-ups deshalb Strategien zur Umsatzsteigerung und Kostenreduktion anwenden sowie nicht verwässernde Finanzierungsquellen nutzen.

Infografik zum Runway con Startups in Monaten ab heute

Startup Runway verlängern: 3 effektive Strategien

Die Verlängerung des Start-up Runways ist entscheidend, um genügend Zeit für die Entwicklung des Geschäftsmodells und die Erreichung wichtiger Meilensteine zu gewinnen. Hier sind drei bewährte Strategien, um den Cash Runway zu verlängern und die finanzielle Stabilität eines Start-ups zu sichern.

1. Strategien zur Umsatzsteigerung ausprobieren

Es gibt kreative Wege, den Umsatz zu steigern, ohne die Kosten signifikant zu erhöhen, und somit den Runway zu verlängern:

  • Upselling und Cross-Selling an bestehende Kunden
  • Neue Preisstrategien
  • Ansprache zusätzlicher Kundengruppen

2. Kosten kontrollieren und reduzieren

Startups sollten versuchen, unnötige Ausgaben so weit wie möglich zu reduzieren. Da Miete und Gehälter zwei sehr große Kostentreiber in Startups sind, sollten Alternativen wie die Anmietung von Co-Working-Spaces oder der vorübergehende Einsatz von Freelancern anstelle von Festangestellten in Betracht gezogen werden.

3. Nicht verwässernde Finanzierungsquellen

Um die Liquidität zu erhöhen, ohne die Unternehmensstruktur zu verwässern, sollten Start-ups auf nicht verwässernde Finanzierungsquellen zurückgreifen. Ein prominentes Beispiel ist Venture Debt. Dies ist Fremdkapital, das in Form von Krediten von externen Geldgebern oder Banken bereitgestellt wird. Der Vorteil von Venture Debt liegt darin, dass es die Liquidität erhöht, ohne Anteile am Unternehmen abzugeben. Diese Form der Finanzierung ist jedoch oft Start-ups vorbehalten, die ihr Geschäftsmodell bereits erfolgreich unter Beweis gestellt haben und eine stabile Umsatzbasis vorweisen können.

Statistik, die die zehn häufigsten Gründe für das Scheitern von Startups zeigt

Behalte Burn Rate und Cash Runway klar im Blick – mit Tidely

Es ist eine bekannte Tatsache, dass Finanzengpässe einer der Hauptgründe für das Scheitern von Start-ups sind (CB Insights). Daher ist es entscheidend, dass Du stets einen genauen Überblick über Deine finanziellen Ressourcen hast: Wie schnell verbrennst Du Kapital und wie lang ist Dein Cash Runway, wenn Du Deine aktuellen Ein- und Ausgaben beibehältst?

Das Wissen um Deinen Start-up Runway und Deine Burn Rate ermöglicht es Dir, eine strategische Planung für die Zukunft Deines Unternehmens aufzubauen und dein Cash Management im Blick zu behalten.

Tidely bietet Dir genau diese Übersicht. Unser benutzerfreundliches Dashboard zeigt Dir nicht nur Deine Burn Rate und Deinen Cash Runway, sondern auch viele weitere essenzielle Finanzkennzahlen. Mit Tidely behältst Du Deine Liquidität fest im Griff. Darüber hinaus kannst du mit unserem Cashflow-Management-Tool Prognosen erstellen und verschiedene finanzielle Szenarien durchspielen sowie analysieren. Die gewonnenen Erkenntnisse unterstützen Dich nicht nur bei internen Entscheidungsprozessen, sondern können auch mittels Excel-Export effektiv in der Kommunikation mit Investoren eingesetzt werden.

Über den Autor

Martin Eyl
Martin Eyl
Chief Financial Officer

Martin Eyl ist der CFO von Tidely. Mit seiner umfangreichen Erfahrung im Cash Management und als CFO treibt er die Finanzstrategie und das Wachstum des Unternehmens voran. Zuvor leitete er Startups wie M.I.T e-Solutions und PIPPA&JEAN.

Martin Eyl
Martin Eyl
Chief Financial Officer

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